Diener der Finsternis by Wheatley Dennis

Diener der Finsternis by Wheatley Dennis

Autor:Wheatley, Dennis [Wheatley, Dennis]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-19T16:10:42+00:00


XXII

Tanith saß allein in der Gaststube. Als sie Rex erblickte, sprang sie auf, rannte auf ihn zu und ergriff seine Hände. Sie sah blaß und erschöpft aus. Ihr grünes Leinenkleid war von der schrecklichen nächtlichen Wanderung her fleckig und zerdrückt.

»Oh, Gott sei Dank, daß Sie gekommen sind!« rief sie.

»Woher wußten Sie, daß ich in Cardinals Folly bin?« fragte Rex.

Tanith ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken und legte die Hand über die Augen. »Ach, Rex, es tut mir so leid wegen gestern abend. Ich glaube, ich war verrückt, als ich Ihren Wagen gestohlen habe, um zum Sabbat zu kommen. Dann habe ich ihn gegen eine Scheunenwand gefahren und bin die letzten fünf Meilen zu Fuß gelaufen.«

»Großer Gott! Wollen Sie damit sagen, daß Sie es schließlich doch noch geschafft haben?«

Sie erzählte ihm alles, auch, wie sie gegen ihren Willen in das Tal hinuntergezogen wurde. Ihre Augen zeigten die grauenhafte Angst, die sie empfunden hatte. Dann waren plötzlich zwei riesige, leuchtende Augen in der Dunkelheit aufgeflammt, und sie hatte das Bewußtsein verloren.

Rex lächelte. »Das waren der Herzog und ich in unserem Wagen. Aber wie haben Sie mich gefunden?«

»Das war nicht sehr schwierig«, antwortete Tanith. »Als ich zu mir kam, lag ich im Gras, und meilenweit war keine Spur von einem lebenden Wesen zu entdecken. Ich rannte fort. Mein einziger Gedanke war, weg von diesem schrecklichen Tal zu kommen. Dann brach ich erschöpft zusammen, und eine Zeitlang habe ich in einem Graben geschlafen.

Als ich erwachte, war es Morgen, und ich stellte fest, daß ich ganz in der Nähe einer Straße war. Ich hinkte die Straße entlang und kam nach Devizes. Ich hatte kein Geld bei mir, aber ich fand ein Juweliergeschäft und verkaufte meine Brosche, und dann nahm ich mir ein Zimmer in einem Hotel und versuchte, über alles nachzudenken.

Eins war mir von Anfang an klar. Meine Ansichten hatten sich vollkommen geändert. Ich verstehe selbst nicht mehr, warum ich auf Madame d’Urfé gehört habe. Aber ich weiß, daß ich jetzt in großer Gefahr bin. Ich muß versuchen, irgendwie von Mocata frei zu werden. Wir kennen uns noch kaum, Rex, und ich habe kein Recht, mich an Sie zu wenden. Aber ich bin so schrecklich allein, und ich habe niemand anders.«

Rex drückte mit seiner riesigen Pranke behutsam ihre Hand. »Das haben Sie ganz richtig gemacht, Liebes. Sorgen Sie sich nicht mehr. Niemand wird Ihnen ein Haar krümmen, nachdem Sie hierhergefunden haben. Wie haben Sie das fertiggebracht?«

Tanith lächelte schwach. »Meine einzige Hoffnung war, mich unter Ihren Schutz stellen zu können. Deshalb mußte ich Sie finden, und das war verhältnismäßig einfach. In meinem Hotel besorgte ich mir Papier und Bleistift, legte beides vor mich hin und versetzte mich in Trance. Als ich erwachte, hatte ich genügend Informationen hingekritzelt, um Ihnen folgen zu können.«

Rex nahm diese erstaunliche Erklärung ganz ruhig auf, auch wenn er sie noch vor wenigen Tagen für reine Phantasterei gehalten hätte. Er warf einen Blick auf die alte Standuhr in der Gaststube. Ein unangenehmes Gefühl stieg in ihm auf, weil er Simon schon so lange allein gelassen hatte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.